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PNP-Artikel vom: 30.01.2009

Plädoyer für den mündigen Bürger

Gabriele Pauli sprach für die Freien Wähler beim Tann Wachsmarkt - 200 Zuhörer im Gasthaus Karpfinger

Besuch einer anderen Wachsmarkt-Rednerin:
Landrätin Bruni Mayer und Ex-Landrätin Gabriele Pauli herzten sich innig.
Kämpferisch, aber nicht aggressiv zeigte sich Gabriele Pauli in ihrer gut 70-minütigen, frei gehaltenen Rede. (Foto: Gilg)

 

Von Franz Gilg
Tann. Eine etwas andere politische Rede hielt Dr. Gabriele Pauli bei der Wachsmarkt-Kundgebung der Freien Wähler im Gasthaus Karpfinger. Nicht dozierend oder anbiedernd, wenig kämpferisch, ohne Manuskript und roten Faden, sorgte sie im überfüllten Saal trotzdem von Anfang bis Ende für Aufmerksamkeit. Sie hatte aber auch wieder ein paar "revolutionäre" Ideen parat, etwa die Abschaffung von Schulklassen, die direkte Wahl des Ministerpräsidenten oder die Abstimmung der Bürger über die Höhe ihrer Steuern. Gelegentlicher Zwischenapplaus war ihr gewiss, aber eine Euphorie beim Wahlvolk entfachte sie nicht.

Mit dem Titel "Für Gabi tu ich alles" spielte ein Alleinunterhalter die Rednerin in den Saal. Auf der Bühne, wo Mitglieder der FW-Kreistagsfraktion und des Ortsverbandes Platz genommen hatten, war ein Pult für sie improvisiert worden. Albert Schallmoser übernahm die Begrüßung, bevor FW-Ortsvorsitzender Konrad Zitzelsberger etwas "Bildungspolitik" betrieb, indem er die Tradition des Tanner Wachsmarktes beschrieb. Das Schlusswort übernahm Eggenfeldens Bürgermeister Werner Schießl.

Dass hier im Rottal eine andere Politikerin, nämlich die Landrätin, noch beliebter sei, mache ihr nichts aus, so Pauli. "Ich habe mich immer gut mit Bruni Mayer verstanden und finde sie auch schön", meinte sie mit einem Schmunzeln. Zur Überraschung aller kam Mayer gegen Ende der Kundgebung noch bei den Freien Wählern vorbei, um ihre ehemalige Landrats-Kollegin aus Fürth mit einer herzlichen Umarmung zu begrüßen. In längeren Ausführungen beschrieb Pauli ihren Bruch mit der CSU. Diese habe sich immer mehr von den Bürgern entfernt und über ihre Köpfe hinweg regiert, sagte sie. Ein echter Neuanfang der Christsozialen sei aber auch mit Horst Seehofer nicht erkennbar.

Das jüngst verabschiedete Konjunkturpaket zeige die ganze Hilflosigkeit der Politiker in dieser Krise. "Man sieht nur noch die Milliarden durch die Luft fliegen." So würden etwa von der Verschrottungsprämie überwiegend ausländische Firmen profitieren, mutmaßte sie. Nein, das Geld müsse in voller Höhe den Kommunen zur Verfügung gestellt werden. Dort wisse man es sinnvoll einzusetzen. Wenn man schon die Wirtschaft ankurbeln wolle, warum senke man nicht einfach die Mehrwertsteuer?

Und die Freien Wähler, was fordern die? Kleinere Klassen, mehr Lehrer, gab Pauli als Beispiel. "Unser Schulsystem ist viel zu starr." Und: "Warum sind eigentlich alle Lehrer Beamte?" Es müsse doch möglich sein, sich von unfähigen Pädagogen zu trennen.

Dann kam die Abgeordnete wieder auf ihr Lieblingsthema zu sprechen: der Bürger, von der Obrigkeit zum Schweigen verurteilt, mit seinem bis ins Kleinste verplanten Leben, der auf Strich und Faden bespitzelt werde, hilflos im Netz von Medien, Politik und Wirtschaft zapple und von machtlosen Politikern entmachtet wurde - er müsse wieder seine Persönlichkeit entfalten können, mehr mitbestimmen dürfen, Verantwortung übernehmen, ernst genommen werden. Paulis Plädoyer für den mündigen Bürger gipfelte in der Erkenntnis: "Wir sind alle gottgeschaffen. Keiner darf auf dem anderen herumtrampeln." Und: Was man selber ist, das kann einem keiner nehmen."

Zur Europawahl äußerte sie sich nur kurz. Ob sie kandidieren werde? "Es ist noch nicht entschieden, aber die politische Seele in mir sagt ja." Jedenfalls sei es wichtig, dass die FW in Brüssel präsent ist, um für die Region das Beste herauszuholen. Letztendlich prägte auch Pauli einen Wahlslogan. Statt "Yes we can" heißt es bei ihr: "Geht's auch anders? Es geht!"

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