TZ-Artikel vom: 01.10.2008
Stimmen-Magnet Pauli will jetzt Ministerin werden
Neue Köpfe am Kabinettstisch? Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger und Zweitstimmen-Königin Gabriele Pauli | Wollen von der CSU Zugeständnisse bei der Innenpolitik: die FDP-Politiker Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Martin Zeil |
tz München
Die möglichen Koalitionspartner der angeschlagenen CSU bringen sich in
Stellung. Freie Wähler (FW) und FDP wollen mit der CSU ins Koalitionsbett
steigen - aber nicht um jeden Preis. Bei einer Koalition mit den Freien Wählern
könnte die CSU eine alte Bekannte am Kabinettstisch wiederfinden: die
Ex-Partei-Rebelling Gabriele Pauli.
Pauli erwies sich als wahrer Stimmen-Magnet ihrer neuen Partei in Mittelfranken.
Dort erhielt sie 35.500 Stimmen - davon 31.000 Zweitstimmen - und zog somit
souverän in den neu gewählten Landtag ein. Nur Günther Beckstein und der
Listenführer der SPD, Thomas Beyer, erhielten mehr Zweitstimmen als die
ehemalige Landrätin aus Fürth, die nur auf Platz acht der FW-Liste
kandidierte.
Dieser Erfolg verleiht der 51-Jährigen offenbar Flügel. Selbst einen Wechsel
ins Kabinett schließt Pauli jetzt nicht aus. In einer Koalition zwischen CSU
und FW wäre sie grundsätzlich zur Übernahme von Verantwortung bereit. Sie
könne sich aber eine Zusammenarbeit mit allen im Landtag vertretenen Parteien
vorstellen. "Hier gibt's keine Scheuklappen", so Pauli.
Der FW-Chef in Bayern, Hubert Aiwanger, sieht die Gruppierung als idealen
Koalitionspartner für die CSU. "Die CSU hätte in uns einen verlässlichen
Partner, weil unsere Themen und unser Personal sehr geerdet sind." Die FDP
bezeichnete Aiwanger als eine Truppe "freischaffender Künstler" ohne
kommunale Basis.
Die FDP legt bereits erste Forderungen für Koalitionsverhandlungen mit der CSU
vor. Dei bayerische FDP-Chefin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger fordert eine
"grundrechtsorientierte Innenpolitik". Knackpunkte seien die
Rücknahme des Versammlungsgesetzes und die Frage der Online-Durchsuchung.
"Bayern muss liberaler werden." Außerdem müsse die Situation der
Polizei verbessert werden, hier sei zu viel zu Lasten der Beamten gespart
worden.