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PNP-Artikel vom: 29.09.2008

Historisches Wahldebakel für CSU

Alleinherrschaft gebrochen - Partei braucht Koalitionspartner: Beckstein will mit SPD, FW und FDP verhandeln

Die bittere Enttäuschung über das Wahlergebnis war CSU-Chef Erwin Huber und Ministerpräsident Günther Beckstein gestern bei ihrem Auftritt nach Bekanntgabe der ersten Hochrechnungen anzusehen. Ihr Wunschpartner für eine Koalitionsregierung ist die FDP. (Foto: dpa)

München. Ein politisches Erdbeben hat die Ära der CSU- Alleinherrschaft in Bayern beendet. Nach mehr als 40 Jahren müssen die Christsozialen angesichts verheerender Stimmenverluste künftig die Macht im Freistaat teilen. Zweistellige Einbußen bei der gestrigen Landtagswahl stürzen die erst vor einem Jahr angetretene CSU-Spitze aus Parteichef Erwin Huber und Ministerpräsident Günther Beckstein in eine schwere Krise. Die CSU sackte laut dem vorläufigen amtlichen Endergebnis auf 43,4 Prozent ab. Sie verpasste damit die Mehrheit der Mandate und braucht erstmals seit 46 Jahren einen Koalitionspartner. Beckstein betonte trotz des Fiaskos für die CSU seinen Führungsanspruch: "Ich stehe für eine Koalitionsregierung zur Verfügung."
Er werde vor allem mit der FDP, aber auch mit SPD und Freien Wählern reden. "Das ist für uns eine schwierige, schmerzliche und völlig neue Erfahrung." Als klarer Favorit der CSU gelten die Liberalen. FDP-Spitzenkandidat Martin Zeil bot der CSU unmittelbar nach der Wahl Gespräche an.
Größter Stimmengewinner sind die bürgerlichen Freien Wähler (FW), die mit 10,2 Prozent erstmals in das Münchner Maximilianeum einziehen, und die FDP. Die Liberalen schafften nach 14 Jahren Abstinenz den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde und erreichten 8,0 Prozent. Die Linke verpasste den Einzug in den Landtag mit 4,3 Prozent. Die Grünen legten leicht auf 9,4 Prozent zu. Die SPD konnte von den CSU-Verlusten nicht profitieren und erreichte 18,6 Prozent. Die neue Sitzverteilung im Landtag: CSU 92 Sitze, FW 21, FDP 16, Grüne 19 und SPD 39. Die Wahlbeteiligung lag bei 57,1 Prozent.
CSU-Chef Huber erklärte, er sehe die Verantwortung für die Verluste nicht nur bei der aktuellen Führungsspitze. "Der Wähler hat die gesamte Politik seit 2003 im Blick gehabt", sagte er, ohne seinen Vorgänger Stoiber namentlich zu nennen. Über Konsequenzen aus dem Ergebnis soll heute bei einer Vorstandssitzung beraten werden. - dpa/ddp/Standpunkt/

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