PNP-Artikel vom: 29.09.2008
Freie Wähler: Triumph der Neulinge
Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger will auch mit SPD, FDP und Grünen über ein mögliches Bündnis reden. (Foto: dpa) |
Es ist der größte Erfolg in der Geschichte der Freien
Wähler (FW). Erstmals sind die bisher nur in der Kommunalpolitik aktiven
Konkurrenten der CSU in den Landtag eingezogen - und das gleich mit über zehn
Prozent. Für ihren bayerischen Landesvorsitzenden Hubert Aiwanger ist es ein
persönlicher Triumph. Der 37-Jährige bewirtschaftet im niederbayerischen
Rahstorf den elterlichen Hof mit 20 Kühen und 50 Zuchtsauen. Dass seine
Wählergruppe den Sprung ins Maximilianeum schaffte, hätte sich Landwirt
Aiwanger wohl vor einem Jahr noch kaum träumen lassen. Er selbst verfehlte
allerdings das Direktmandat: Er kam im Stimmkreis Landshut auf 19,7 Prozent und
unterlag der CSU-Kandidatin Gertraud Goderbauer, die 39,5 Prozent der Stimmen
erreichte. Aiwanger kann allerdings damit rechnen, über die Landesliste in den
Landtag einzuziehen.
Die Stärke der Freien Wähler liegt in der Schwäche der
CSU. An deren Spitze werden die FW als "bürgerliche Protestpartei"
gesehen, die Schwachstellen der CSU für sich nutzten. Massiv warben die FW um
Stimmen enttäuschter CSU-Wähler, die der CSU zwar einen Denkzettel verpassen,
aber keine gänzlich neue Politik wollen. Noch wenige Tage vor der Wahl legten
die FW ein Zehn-Punkte- Programm vor mit Leitlinien vom Nein zum
Gesundheitsfonds und zur Grünen Gentechnik bis zum Erhalt der Hauptschulen,
kleineren Klassen und kostenfreiem Kindergartenjahr. Ihre Stärke lag bisher vor
allem auf dem Land. Die weite personelle und inhaltliche Bandbreite der Freien
Wähler zeigt die Aufnahme der früheren CSU-Rebellin Gabriele Pauli.
FW-Landeschef Aiwanger schloss sowohl eine Zusammenarbeit mit SPD und Grünen
als auch ein Bündnis mit der CSU nicht aus. Man werde jetzt "mit jedem
reden" und schauen, mit wem die vernünftigsten Ziele erreicht werden
könnten. Aiwanger betonte zugleich, die CSU sei "deutlich abgewatscht
worden". - dpa/ddp