PNP-Artikel vom: 09.09.2008
Wortkeilereien im Bierzelt
Schlagabtausch der Politiker beim Gillamoos-Volksfest - SPD-Führungswechsel liefert Munition - "CSU muss endlich einen auf den Deckel kriegen"
Abensberg. Unter dem Eindruck des Führungswechsels bei
der SPD haben sich bayerische Politiker drei Wochen vor der Landtagswahl auf dem
Gillamoos-Volksfest in Abensberg (Lkr. Kelheim) einen Schlagabtausch geliefert.
Ministerpräsident Günther Beckstein warf der SPD ein ungeklärtes Verhältnis
zur Linkspartei vor. "Das wird auch durch ein neues Gesicht nicht
anders", sagte der CSU-Politiker vor rund 4000 Zuhörern und forderte
"eine eindeutige Positionierung, dass eine Koalition mit der Linkspartei
nicht möglich ist". Zudem forderte er den SPD-Kanzlerkandidaten
Frank-Walter Steinmeier auf, die SPD-Kandidatin Gesine Schwan aus dem Rennen um
das Bundespräsidentenamt zu nehmen.
Bei der Landtagswahl müsse die SPD eine "gscheide Watschn" bekommen,
wetterte Beckstein. "15 Prozent wären noch viel zu viel." Die
schärfsten Angriffe richtete Beckstein gegen die führenden Linken-Politiker
Gregor Gysi und Oskar Lafontaine, die er "Verräter" nannte. Die Linke
als Erbe der SED dürfe nie Verantwortung in Deutschland bekommen. "Das
wäre unser Unglück", meinte Beckstein.
Nur wenige Meter entfernt warf SPD-Spitzenkandidat Franz Maget der CSU Hochmut
und Arroganz vor und forderte seine eigene Partei zur Geschlossenheit auf. Er
warnte vor einer Demontage des designierten SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering.
"Passen wir auf, dass wir nicht jetzt schon wieder einen guten Vorsitzenden
kaputtreden und kaputtschreiben lassen", sagte Maget. Er lobte Müntefering
als "Mann voller Saft und Kraft, ein Sozialdemokrat von echtem Schrot und
Korn".
Westerwelle: Maget ist die "Granate"
Die SPD kündigte an, Müntefering werde am 26. September
zwei Tage vor der Landtagswahl an der Abschlusskundgebung der Sozialdemokraten
in Nürnberg teilnehmen. "Er wird uns helfen. Jawohl, dieser Franz
Müntefering ist mein Mann!", rief Maget aus, der sich vom Führungswechsel
in seiner Partei Rückenwind für den Landtagswahlkampf erhofft.
Immer wieder viel Beifall bekam Maget von seinen rund 2000 Zuhörern für seine
Angriffe auf die CSU. Er verlangte, die CSU müsse "endlich einen auf den
Deckel kriegen, und zwar saftig". Es brauche einen Neuanfang im Freistaat.
"Die tun so, als hätten sie den Chiemsee persönlich ausgehoben und damit
die Alpen aufgeschüttet", sagte Maget.
Guido Westerwelle verhöhnte indes die bayerischen Spitzenpolitiker von CSU und
SPD. Er nannte Maget die "Granate" der bayerischen SPD. Das
CSU-Führungsduo aus Beckstein und Parteichef Erwin Huber bezeichnete er als
"absolute Geheimwaffe". "Sie glauben gar nicht, wie geheim die
ist", attackierte Westerwelle die CSU-Spitze. Trotz vieler
Auseinandersetzungen mit dem früheren CSU-Chef Edmund Stoiber denke er nun oft:
"Herr, gib mir meinen Edmund zurück."
Grüne nennen CSU "unglaubwürdig"
Westerwelle warf CSU und SPD vor etwa 500 Zuhörern vor,
in der Großen Koalition die Mittelschicht durch immer neue Abgaben zu belasten.
Auch Westerwelle attackierte die Linkspartei. Sie habe gezeigt, wie man die
Wirtschaft ruiniere, und dürfe nicht "durch die Hintertür" an die
Regierung kommen. Deutschland sei nicht wiedervereint worden, damit Kommunisten
und Sozialisten regieren, erklärte der FDP-Chef.
Grünen-Spitzenkandidat Sepp Daxenberger nannte die bayerische Regierungspartei
im Hinblick auf die Forderung nach einer Rückkehr zur alten Pendlerpauschale
"unglaubwürdig". Schließlich habe die Partei die Pauschale selbst
mit abgeschafft. Die CSU könne den Wählern nicht mehr erklären, warum sie sie
wählen sollten, sagte Daxenberger.
Der Spitzenkandidat der Freien Wähler, Hubert Aiwanger, erklärte mit Blick auf
die CSU, es sei nicht länger hinnehmbar, dass eine Alleinregierung sich
benehme, als würde ihr der Staat gehören. - AP/lby