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PNP-Artikel vom: 20.08.2008

"So geht das nicht, Frau Pauli!"

Ex-CSU-Rebellin verstößt gegen "Politikverbort" auf der Neuöttinger Dult

„Politikfreie Zone“ soll die Neuöttinger Dult bleiben, erklärte Brauerei-Seniorchef Reinhard Müller Gabriele Pauli nach ihrem Auftritt beim „Gstanzlsingen“. Ein Security-Mann beobachtete die Szene. (Foto: Brandl)


Politische Aussagen traf Gabriele Pauli (links) im Interview mit Herbert Suttner beim Gstanzlsingen auf der Neuöttinger Dult. Das passte dem Seniorchef der Brauerei, Reinhard Müller (rechts) nicht. Hier spricht er vor der Bühne mit einem Security-Mann. (Foto: Brandl)

Von Toni Brandl
Neuötting. Sie hat beim CSU-Parteitag im September 2007 für Wirbel gesorgt - und jetzt auch bei der Neuöttinger Dult: Gabriele Pauli soll am Montag beim "Weißblauen Gstanzlsingen" gegen das "Politikverbot" auf dem Volksfest verstoßen haben.
Im Interview mit Moderator Herbert Suttner kam sie vor dem vollen Festzelt auf ihre Idee der auf sieben Jahre beschränkten Ehe auf Zeit zu sprechen: "Warum soll es nicht schön sein in einer Beziehung, sich das Jawort wieder neu zu geben?" Pauli, die 30 Jahre lang der CSU angehörte und 18 Jahre Landrätin von Fürth war, sagte, viele im politischen Betrieb würden sich abhängig machen von Posten und Karrieredenken. Sie selbst habe alle Posten freiwillig aufgegeben und strebe auch keine mehr an, es gehe ihr bei der Kandidatur für den Landtag um die Sache. "Wenn mehr Politiker so denken würden, ginge es unserer Demokratie besser", sagte Pauli. Sie unterstütze jetzt die Freien Wähler, weil sie deren Inhalte gut finde.
Das wurde Traudl und Reinhard Müller, den Seniorchefs der Neuöttinger Brauerei, zu viel: Sie gingen an die Bühne und versuchten während des Interviews zu intervenieren, wurden aber von Suttner und Pauli kaum beachtet. "Da verlieren wir doch unser Gesicht", sagten sie. Reinhard Müller sen. entstöpselte in Gegenwart von Reportern des Magazins "Der Spiegel" und der "Berliner Zeitung" sogar das Mikrofonkabel des Lokal-Radiosenders, um die Aufzeichnung zu unterbinden.
Nach dem Auftritt redete Müller Gabriele Pauli ins Gewissen: Es sei vereinbart worden, dass die Neuöttinger Dult frei von politischen Aussagen bleibt, weil es sich um eine Veranstaltung der Stadt handle. Alle Gruppierungen hätten bislang sich daran gehalten. Müller: "So geht das nicht, Frau Pauli." Sie wehrte sich gegen diese Kritik: "Ich kann doch nicht nur Blech reden", sagte sie. Pauli lauschte anschließend noch über eine Stunde den Darbietungen der Gstanzlsänger und wurde von Hubert Mittermeier und Irmi Mayerhofer auch mal "derbleckt". In deren Reimen ging es aber eher um das Erscheinungsbild der Politikerin, die in Neuötting in einem Dirndlgewand in Mintgrün erschienen war. Mittermeier: "Die ist nicht mehr sexy, die ist schon halb sieben!"
Der Pauli-Auftritt in Neuötting hatte schon im Vorfeld für Wirbel gesorgt. Der örtliche Bundestagsabgeordnete Stephan Mayer rief eine Woche zuvor bei einer Kundgebung mit CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer mit Blick auf Pauli aus: "Die brauchen wir hier nicht!" Bei dieser Kundgebung waren rund 300 Zuhörer. Die Ausführungen von Gabriele Pauli hörten etwa 1500 Menschen. Am 28. August spricht sie übrigens beim Karpfhamer Fest - dann bei einer echten Polit-Kundgebung der Freien Wähler. Bayerns drittgrößtes Volksfest nutzen auch andere Politiker für Wahlkampfauftritte: Am 29. August spricht FDP-Chef Guido Westerwelle, am 1. September Ministerpräsident Günther Beckstein und am Tag darauf Bayerns Grünen-Landeschef Sepp Daxenberger.

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