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PNP-Artikel vom: 17.03.2008
Günther Wöhl gewinnt Stichwahl
Über 1000 Stimmen mehr für den Bürgermeisterkandidaten der Bürgerliste UNS -
Heinz Tietze unterliegt
Von Franz Gilg
Simbach. Der Ausgang überrascht in seiner Deutlichkeit: Mit fast zwei
Drittel aller Stimmen wurde Günther Wöhl (UNS) neuer Bürgermeister. Das
Ergebnis der Stichwahl am gestrigen Sonntag stand exakt um 18.18 Uhr fest.
Das Ergebnis
Wahlberechtigte: 7805
Wähler: 4139
Wahlbeteiligung: 53,03 %
gültige Stimmen: 4122
ungültige Stimmen: 17
Günther Wöhl: 2660 (64,53 %)
Heinz Tietze: 1462 (35,47 %)
Bereits eine knappe Stunde vor Schließen der Wahllokale ist die Spannung im
Rathaus spürbar. Um 16.30 Uhr hat man die Briefwahl-Kuverts aus den Umschlägen
genommen. Bürgermeister Richard Findl heizt den Auszählraum ein und nutzt den
Tag, um seine Koffer zu packen. „Wenn alles hier vorbei ist, fahre ich noch
diese Nacht in den Skiurlaub“, lässt er wissen.
Die „Datenerfasser“ in Person von Wahlleiter Anton Schuhbauer und Chefsekretärin
Marianne Huber haben ihre Computer hochgefahren. Ein Schild vor ihrem Büro verkündet,
dass die Öffentlichkeit keinen Zutritt hat. Pressevertreter und Kandidaten müssen
diesmal im Sekretariat warten. Martin Haugeneder schaltet dort zwei PCs ein. Auf
der Homepage der Stadt werden später die Ergebnisse ständig aktualisiert. Zwölf
Wahlbezirke hat man diesmal - zwei für die Briefwahl, zehn für Urnenwähler.
Wenige Minuten vor 18 Uhr nimmt Bürgermeister Findl seinen Platz als Wahlhelfer
im Auszählraum ein.
Am Hinterausgang des Rathauses steht CSU-Kandidat Heinz Tietze mit seinem
Wahlkampfhelfer Dr. Gerd Strohmeier. Eine Minute vor 18 Uhr betritt er das Gebäude
und begegnet im Sekretariat seinem Widersacher Günther Wöhl, der eben mit
seiner Frau Marlies eingetroffen ist. Die Stimmung zwischen beiden Kandidaten
ist angespannt. Man wechselt nur wenige Worte.
Draußen wartet Bürgermeister Joachim Wagner aus Kirchdorf. Er sei neugierig,
wen er als Nachbar-Bürgermeister bekommt, lässt er wissen. Unterdessen wird es
eng im Sekretariat. Das erste Ergebnis eines Stimmbezirks (Kirchberg) liegt um
18.10 Uhr vor: Tietze in Führung, wenn auch nur um wenige Stimmen. Zeichnet
sich etwa ein Krimi wie in Stubenberg ab?
Dann sind es drei Bezirke und der blaue Balken von Wöhl in der Grafik geht
deutlich nach oben. Im Minutentakt verfestigt sich das Ergebnis: Wöhl bleibt
deutlich über 60 Prozent. Um 18.20 meint Martin Haugeneder ganz lapidar: „Wir
haben jetzt zwölf von zwölf Bezirken.“ Irgendwie kann keiner im Raum
glauben, dass es schon vorbei ist. Man reicht sich fair die Hand. Richard Findl
schreitet zum offiziellen Teil, überreicht dem Sieger einen Blumenstrauß.
Schuhbauer lässt Wöhl die Erklärung unterschreiben, dass dieser mit der Wahl
einverstanden ist. Und dann dauert es nicht lange, bis Landrätin Bruni Mayer am
Telefon ist, um dem neuen Simbacher Rathauschef zu gratulieren. Wöhl nimmt das
Gespräch an seinem künftigen Arbeitsplatz entgegen.
Tietze gibt sich wortkarg. Er respektiere das Ergebnis, sagt er, dankt den Wählern
und seinem Team. Die Wahlempfehlung der SPD für Wöhl habe wohl den Ausschlag für
diese Schlappe gegeben. Sonstige Erklärungen und Analysen gibt er keine ab. Nur
so viel, dass er politisch weiter im Geschäft bleiben werde: als Kreisrat und
als Stadtrat.
Wöhl gibt zu, er hätte ein knapperes Ergebnis erwartet. In einer ersten kurzen
Rede im Rathaus-Foyer vor zahlreichen Weggefährten, Rathaus-Bediensteten und
Stadträten, teilt er mit, der Wahlkampf seit Januar habe ihn arg mitgenommen.
Nun, da das Ergebnis feststehe, müsse man wieder zur Sachpolitik übergehen und
gemeinsam im Stadtrat das Beste für Simbach herausholen. Er jedenfalls suche
eine konstruktive Zusammenarbeit mit allen Fraktionen. Während sich seine
„Fans“ schon zum Wimmer Weißbräu begeben, wo die große Wahlparty von UNS
steigt, hat Wöhl noch viele in der Handy-Mailbox aufgelaufene Gespräche
abzuarbeiten. Dann wird es dunkel im Rathaus. Bis 30. April gehört die Bühne
dort wieder Richard Findl. „Große Fußstapfen, in die ich da trete“, sagt Wöhl
noch. Und dann begibt auch er sich zur Party, wo er wie ein Weltmeister
empfangen wird. (Mehr zur Bürgermeisterwahl in der morgigen Ausgabe.)
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